Stellungnahme der Initiative "Bürger für den Erhalt des Naturraumes Merketal" zur Berichterstattung der Stadt Weimar zur geplanten Bebauung des Gebietes
Seit Bekanntwerden der Absicht der Stadt Weimar eine bislang bewirtschaftete Ackerfläche im Merketal an die LEG zu verkaufen, um diese einer späteren Wohnbebauung zuführen zu können, engagiert sich unsere Bürgerinitiative für den Erhalt dieses Naturraumes. Wir sehen den Erhalt des Naturraumes Merketal nicht nur im Interesse der Anwohner sondern als wichtigen Beitrag der Stadt Weimar zu den Themen Klimaschutz und Engagement für eine nachhaltige Zukunft. Diese Meinung teilen mittlerweile mehr als 500 Menschen (siehe unsere Website www.merketal.de); darunter auch Einwohner aus anderen Stadtvierteln Weimars. Es ist keine neue Erkenntnis, muss in diesem Zusammenhang aber nochmals erwähnt werden: Flächenverbrauch und Bodenversiegelung haben erhebliche negative Auswirkungen auf (lokales) Klima, Naturschutz und Wasservorräte.
Neben Handlungsempfehlungen der EU und der Thüringer Nachhaltigkeitsstrategie greift auch das Wohnungsmarktkonzept der Stadt Weimar 2019-2023 diesen Gedanken auf. So sieht es vor, die Neuversiegelung von Flächen für Bauvorhaben so gut es geht zu reduzieren und statt dessen eine Nachverdichtung bzw. Nachnutzung von Konversionsflächen anzustreben (Punkt 2.4.2 "Die Flächeninanspruchnahme für Siedlungszwecke soll......dem Prinzip: "Nachnutzung vor Flächenneuinanspruchnahme" folgen.").
Mit Blick auf den Flächenverbrauch fordert der Regionalplan: " Im Rahmen der Siedlungsentwicklung sollen bestehende Baugebiete ausgelastet sowie aufgrund ihrer Art, Größe, Erschließung und Vorbelastung geeignete Brach- und Konversionsflächen genutzt werden, bevor im Außenbereich Neuausweisungen erfolgen" (Grundsatz G2-3).
Die Stabsstelle für Klimaschutz, Nachhaltigkeit und Energie der Stadtverwaltung Weimar hat uns schriftlich mitgeteilt, dass es sich bei dem Gebiet des Merketals nicht um eine Konversions- oder Brachfläche handelt und somit eine zusätzliche Flächenversiegelung aus Sicht des Klimaschutzes durchaus kritisch zu sehen sei.
Auf unsere Anfrage in Bezug auf die Wichtigkeit des Merketals für die Frischluftversorgung der Stadt erhielten wir vom Thüringer Landesverwaltungsamt die schriftliche Auskunft, dass das Merketal gemeinsam mit dem benachbarten Schanzengraben und Papiergraben erneut als Vorranggebiet Freiraumsicherung FS-110 vorgeschlagen wurde.
In der 7. Stadtratsitzung vom 17.06.2020 haben die CDU, SPD und weimarwerk bürgerbündnis-FDP-Piraten den Oberbürgermeister gebeten, den Naherholungswert der Stadt Weimar umfassend zu analysieren und durch Maßnahmen faktisch zu erhöhen. Wir verstehen diesen Antrag so, dass es dem Stadtrat wichtig ist, mehr Möglichkeiten für Naherholung zu schaffen und befürworten ihn daher sehr.
Umso weniger verstehen wir jedoch in diesem Zusammenhang die Bestrebungen der Stadträte, durch den Flächenverkauf die Zerstörung des Naturraumes Merketal (der aktuell der Erholung vieler Weimarer Bürger in der Natur dient) billigend in Kauf zu nehmen und das obwohl die Versiegelung dieser großen Fläche in keiner Weise den selbst gesteckten Prinzipien des Klimaschutzkonzeptes entspricht.
Unser Anliegen wurde im Rahmen eines Interviews von Radio Lotte aufgegriffen, ebenso veröffentlichte die Tagespresse (gekürzte) Beiträge unserer Bürgerinitiative. Auf eine Antwort auf unseren Offenen Brief an den Bürgermeister vom 09.10.2020 warten wir jedoch leider bislang vergeblich. Von Seiten der Stadtratsfraktionen ist bislang lediglich die Fraktion der GRÜNEN in einen Dialog mit uns getreten, wofür wir dankbar sind. Wir fragen uns, was die übrigen (von uns gewählten) Vertreter der Stadt abhält, mit uns über das Thema zu sprechen.
Die geplante Bebauung wird das Gesicht unseres Viertels massiv und unwiderbringlich verändern und hat unserer Meinung nach im Gesamtkontext mit den bereits im Bau/Planung befindlichen mehr als 1000 neuen Wohneinheiten bis 2023 klimapolitisch und infrastrukturell auch Einfluss auf die gesamte Stadt. Wir sind daher der Meinung, dass es einen Dialog über die Sinnhaftigkeit des Vorhabens geben muss, bevor durch den Flächenverkauf Tatsachen geschaffen werden.
Mit dem Verzicht auf die Umsetzung des Flächennutzungsplanes hätte die Stadt Weimar die Chance zu zeigen, dass die Prinzipien ihres Klimaschutzkonzepts nicht nur leere Worthülsen sind.